Ein Impuls zur Wort-Gottes-Feier in der KHG Mainz
Matthäus 17, 1-9
[A]
Auf den Berg hinauf also;
Jesus und drei seiner Jünger;
warum genau auf diesen Berg hinauf wissen wir nicht.
Vielleicht war eine Pause angesagt.
Vielleicht sollten die Gemüter zur Ruhe kommen.
Kurz zuvor wurde erst ein Konflikt mit Petrus beschrieben. [Mt. 16, 21-23]
Vielleicht gibt es Klärungsbedarf?
Natürlich immer am besten abseits von den Blicken,
abseits von belebten Plätzen;
auf einem Berg also, dem Tabor, sprichwörtlich über den Dingen stehend.
Manchmal tut es gut, dieses Abseits.
Fernab vom Trubel, fernab von jeglicher Aufmerksamkeit. Oben auf einem Berg den Alltagssorgen entkommen.
Wer hat da nicht auch gleich so ein „verträumt romantisches Bild“ eines Klosters auf einem Berg vor Augen?
Ganz anders aber auf dem Berg Tabor.
Da geht es rund; da kommen die Jünger nicht aus dem Staunen.
Jakobus, Johannes und Petrus haben oben auf dem Tabor einen sprichwörtlich „lichten Moment“ – mit einem Mal erkennen sie die Göttlichkeit Jesu, dass Jesus wahrhaftig das Licht vom Lichte Gottes ist – wie heißt es im Evangelium: "und seine Kleider wurden weiß wie das Licht“ [Mt.17,2]
Dieses Zeichen göttlichen Glanzes/Lichtes begegnet uns häufiger in der Heiligen Schrift.
Dieser Jesus ist wahrhaftig mehr als nur ein Wanderprediger.
Da sind auf einmal die beiden Gestalten aus dem 1. Testament, die ihre eigene und sehr intensive Gottesbegegnung hatten, übrigens auch jeweils auf einem Berg, Mose und Elija, in Sachen Gottesbeziehung echte "Schwergewichte."
In unseren heutigen Zeiten ließe sich ein solches Treffen von „Prominenten“ kaum „ver-bergen.“
Überall Handys, Kameras, Netz – Informationen verbreiten sich so schnell.
Besonders eine solche Szenerie von dieser Bedeutung. Das Gespräch zwischen Jesus, Moses und Elija soll noch einmal die Göttlichkeit Jesu untermauern, hervorheben.
In heutigen Zeiten ein echtes „Gipfel-Treffen“
Petrus erkennt die Bedeutung all dessen als erster.
Er würde am liebsten sofort drei Hütten bauen – in unserem Verständnis wohl eher Zelte. Denn er möchte wohl tatsächlich diese Szene festhalten. Er will ermöglichen, dass Gott wieder unter seinem Volk zelten wird. [Vgl. Offb. 21,3]
Aber Gottes Pläne sind andere.
„Dies ist mein geliebter Sohn, den ich erwählt habe, auf ihn sollt ihr hören.“
In dieser Szene/in diesem Satz offenbart sich mit einem Male ein Teil der Wirklichkeit Jesu, artikuliert sich noch einmal die Vorherbestimmung des Weges Jesu, bezeugt sich wieder die Verbindung zwischen Vater und Sohn. Diese spürbare Herrlichkeit Gottes ist für die drei Jünger derart überwältigend, dass sie sich davor zu Boden werfen.
Erst als Jesus sie berührt ist wieder „alles beim alten“ – Kein gleißendes Licht, kein Mose, kein Elija mehr.
Grad eben war alles, was sich ein gläubiger Mensch ersehnt – die spürbare Anwesenheit Gottes höchstselbst - doch noch greifbar gewesen.
Und nun, von einem Augenblick auf den anderen wieder "scheinbarer Alltag."
Also den Berg wieder hinunter, in den Alltag zurück.
Aber verbunden mit der Aufforderung, darüber zu schweigen.
Gar nicht so einfach.
Kennen Sie ein solches Gefühl nicht auch?
Haben Sie vielleicht in einem innigen Moment mit sich selbst auch schon einmal die Gegenwart Gottes in ihrem Leben gespürt/erkannt.
Haben sich vielleicht sogar davor erschrocken? Und dann, wenn wir wieder in das vermeintlich Rationale zurückkehren, spüren wir auf einmal wieder nur das, was wir immer spüren? Und wie spreche ich wohl mit anderen darüber oder soll ich nicht besser schweigen?
Noch sind wir in dieser Welt unterwegs und manchmal blitzt es uns auf, wird hör- und spürbar, was wir dereinst von Angesicht zu Angesicht schauen werden. Aber dafür müssen wir gut hinhören/hinspüren. Wirklich keine leichte Aufgabe. Schon gar nicht in der Lautstärke unserer Welt.
Unser Bistum hat an diesem Freitag seinen ganz eigenen "Berg" vor die Füße gelegt bekommen. Das Studiengutachten zu Taten gegen die sexuelle Selbstbestimmung ist veröffentlicht. Ob wir wollen oder nicht, wir müßen diesen Berg gemeinsam mit unseren Bischöfen erklimmen. Was auf dessen Gipfel geschieht, welche Arbeit auf uns alle zukommt, welches Tal uns auf der anderen Seite des Berges erwartet, wissen wir nicht. Allenfalls haben wir vielleicht eine Ahnung.
Was wir aber Glauben dürfen ist, dass seine Zusage auch für diesen „Berg“ gilt.
Sein „Ich bin da“ gilt - ganz besonders auch für diesen Berg.
Wir alle sind nun gemeinsam aufgerufen, uns auf den Weg zu machen, diesen Berg zu erklimmen und auf unserem Weg hinauf soviel wie möglich von der Existenz Gottes in unserem Leben sichtbar werden zu lassen; dabei gut hinzuhören, gut zuzuhören, nicht wegzuhören.
Gemeinsam auf dem Weg bleiben, aufeinander achten, besonders auf den steilen Wegstrecken...
...beim Wachsen im Glauben.
© Photo Sascha Nikolas Berger
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