Orangen und Mandarinen.
Ständige Begleiter im Winter,
farbenfroh und kugelrund.
Überall begegnen sie uns in unseren Wintermonaten.
In Tüten, Kisten und Netzen.
Mal hübsch drapiert und in Papier eingeschlagen,
an einer anderen Stelle mit ein paar Blättern an dem kleinen Zweig belassen,
sehr oft aber leider einfach lieblos in einer großen Stiege als Massenware irgendwo hingestellt. Orangen und Mandarinen.
Ständig verfügbar,
fast schon so alltäglich geworden, dass wir sie kaum noch bewusst wahrnehmen,
wir oftmals achtlos an ihnen vorüber gehen.
Heute Morgen allerdings, da hat mich eine Orange vollkommen fasziniert.
Sie war Teil meines Frühstücks.
Sie stand vor mir auf einem Tellerchen und wartete quasi auf mich.
Im Kerzenlicht schimmerte ihre Schale wie Gold.
Es bereitete mir heute Morgen jedoch einige Mühe, die Schale und vor allen Dingen das bittere weiße von dem köstlichen Fruchtfleisch zu lösen.
Als Belohnung bekam ich jedoch einen wunderbaren Geschmack auf die Zunge gezaubert.
Für mich ist so eine Orange der absolute Geschmack des Südens.
Köstlich.
Schnell war sie aufgegessen.
Am Frühstückstisch dachte ich noch einen Moment über meine vergangene Woche nach.
Ich hing bei meinen Lehrbriefen in der letzten Woche immer noch am Thema "Heiliger Geist" fest.
So viele Erklärungsvarianten,
so viele Betrachtungswinkel.
Viele gute und nachvollziehbare, aber eben auch nicht ganz so gut nachvollziehbare Gedanken anderer Menschen prasselten auf mich ein.
Es fiel mir die letzten Tage nicht leicht, einen Zugang, meinen Zugang zum Themenkomplex zu finden.
Bis mir ein kurzer Aufsatz eines Jesuiten vor die Augen fiel.
Durch ihn klärte sich der Nebel in meinem Kopf so langsam auf.
Gut so.
Und dann musste ich auf einmal am Frühstückstisch schmunzeln,
denn mein Blick fiel auf die Reste der Orange vor mir.
Irgendwie spielten sich die letzten beiden Wochen und mein "Ringen" mit dem Lehrbrief noch einmal sinnbildlich vor mir ab. Heiliger Geist - wie oft spreche ich diese Worte unbedacht aus,
wie oft setze ich ihn voraus, ohne darüber nachzudenken,
wie oft rufe ich ihn an, ohne mir darüber wirklich bewusst zu sein?
Fast scheint er mir so alltäglich wie eine Orange geworden zu sein, wie oft gehe ich wohl unbedacht und unaufmerksam durch mein Leben und sein Wirken?
Auch mein "Kampf" mit dem Lehrbrief findet sich wieder, wie lange musste ich daran arbeiten, die Schale zu entfernen, all das bittere Beiwerk zu trennen, bis ich mit einem kleinen Aufsatz einen "süßen" Erkenntnisgewinn fand.
Fast so wie das Schälen meiner Frühstücksorange.
Jetzt aber, nachdem die Orange verzehrt ist, liegt ein wunderbarer Duft im Zimmer.
Ganz fein, ganz unaufdringlich, aber wenn man ihn aufgespürt hat, dann wird er mit einem mal sehr intensiv.
Angenehm,
wohltuend,
Erinnerungen weckend,
Sehnsüchte weckend.
So eine Orange strotzt nur so voller Überraschungen,
der Heilige Geist übrigens auch.
Gott lässt sich wahrlich in allen Dingen finden, beim
Wachsen im Glauben...
Photo © Sascha Nikolas Berger
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