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AutorenbildSascha Nikolas Berger

Unscheinbare Dinge beinhalten oftmals große Geschenke...

Aktualisiert: 16. März 2021

Gestern war ich mit einem lieben Freund zu Mittag. Wir hatten uns nach unserem gemeinsamen Urlaub eine zeitlang nicht sehen können. Eigentlich mag man es kaum glauben, aber auch in diesen Zeiten schwirren die Termine nur so umher, wirbeln so manchen Zeitstrahl durcheinander. Aber gestern war es endlich soweit, die knappe Zeit hat zumindest für eine gemeinsame Mittagspause gereicht. Ich hatte ihm während unseres Urlaubes etwas ausgeliehen und das bekam ich gestern zurück. Mir ist gestern bereits die kleine Karte darin aufgefallen, hatte mir aber nicht viel dabei gedacht, ihr erst einmal keine besondere Aufmerksamkeit gegönnt. Heute Morgen allerdings offenbarte mir die Karte ihre Botschaft; ein Bibelzitat. Eine Zeile aus Psalm 20, genauer gesagt den Vers 20,5. „Gott gebe Dir, was Du Dir von Herzen wünschst, was Du Dir vorgenommen hast, lasse er gelingen.“ Auf den ersten Blick ein unscheinbarer Satz. Auch ich selber habe ihn ja gestern nicht wirklich wahrgenommen. Für viele wirkt er wahrscheinlich auch erst einmal nur wie ein kleiner und freundlicher Satz. Und doch steckt viel mehr in ihm als wir anfangs erahnen. Ich bleibe mal bei mir persönlich, bei meinem letzten halben Jahr, denn in mir findet grade ein Aufbruch statt und von daher passt diese kleine „Karten-Anekdote“ auch so gut. Seit 180 Tagen sitze ich nun in 100% Kurzarbeit. Anfangs machte mich dieser Zustand fast wahnsinnig. Der aufmerksame Mitleser meines Profils weiß, wie wichtig mir die Verbundenheit mit der gesamten Welt ist, wie sehr ich diese Verbundenheit durch meinen Job bislang genossen habe. Als fliegender Botschafter zwischen den Kulturen und Ländern, die Menschen miteinander zu verbinden, ist mir ein herrliches Gefühl. Plötzlich aber kam mit einem Male der volle Stopp, zumindest für mich. Ungewohnt, irgendwie entkoppelt von der Welt, Stillstand. Das muss man erst einmal aushalten können. Es folgten die üblichen Übersprunghandlungen, die Flucht in irgendwelche sinnlosen Dinge und Tätigkeiten, Hauptsache irgendwie Bewegung. Aber es half mir nicht wirklich. In all dieses „Durcheinander“ für mich klopfte nun auch wieder einmal ein altes Thema an; es nutzte quasi die Gunst der Stunde. Bislang bin ich ihm immer wieder ausgewichen, diesmal aber klopfte es renitenter als sonst üblich. Und so sah und hörte ich endlich hin, was wollte ich auch machen, Zeit hatte ich ja mitunter genug. So übernahm das Thema die Führung in meinem Kopf, bewegte mein Denken, führte es an Aspekte, denen ich lange aus dem Weg gegangen bin. Der Fokus schärfte sich, eine Richtung formierte sich. Und da steht Sascha nun an „seiner“ Kreuzung, schaut auf den bisherigen Weg und schaut auch auf einen sich offenbarenden, einen möglichen neuen Weg. Beiden gemein ist die Richtung, es geht nach vorne, beiden ist gemein, dass man eigentlich nicht weiter als bis zur nächsten Kurve sehen kann. Und dennoch verlangt mir die mögliche Entscheidung für diesen neuen Weg irgendwie meinen tiefen Respekt ab. Dieser Weg fokussiert viel stärker die Aspekte des Unbekannten. Wie steinig wird er wohl sein, wie viele Stolperstellen wird er mir bringen, wie schwer wird er werden, wem werde ich begegnen, werde ich ihn bis zum Ende gehen können, was wird am Ende wohl sein? Es ist ein gewagter Aufbruch in ein unbekanntes Terrain. Fragen, Zweifel und auch Ängste begleiten seinen Anfang. Genau in diese Melange treffen nun jene mir geschenkten Worte. „Gott gebe Dir, was Du Dir von Herzen wünschst, was Du Dir vorgenommen hast, lasse er gelingen.“ Und bei genauerer Betrachtung ist es wahrlich mehr als nur ein unscheinbarer Satz, es ist ein gutes Wort, es ist ein Segen. Mir geschenkt, mir an die Seite gestellt, mir zur Hoffnung und zur Stärkung gegeben. Aus heiterem Himmel zu mir gekommen, hat er ins Mark getroffen. Diese Worte versprechen mir kein einfaches Durchkommen, mir wird auch nichts geschenkt werden, arbeiten muss ich selber. Aber sie versprechen mir eines: Ich bin nicht alleine, ich bin begleitet, jemand ist an meiner Seite. Ist es nicht genau das, was uns einen unbekannten Weg einfacher einschlagen lässt, dieses Gefühl, ihn nicht alleine gehen zu müssen, jemanden an unserer Seite zu wissen? Jemanden in der Nähe zu haben, den man rufen kann, wenn es schwierig wird und wenn man Hilfe benötigt? Aus vermeintlich unscheinbaren Worten wurde ein Füllhorn an Gutem. Danke dafür. Ach, wenn unser eigener Glaube nur viel größer wäre…


Foto © Sascha Nikolas Berger

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