Mainz.
Ich saß in einem Café am Dom und genoß eine kleine Pause vom Alltag. Am Tisch neben mir saßen drei deutlich lebensältere Damen im Habit bei Kaffee und Kuchen.
Die Schwestern hatten Spaß miteinander und redeten, wie man unter alten Freundinnen halt so redet. Dem offensichtlichen Alter geschuldet nur etwas lauter und so bekam ich am Nebentisch jedes Wort mit. Eine der Schwestern stocherte mit ihrer Gabel die Rosinen aus dem Apfelkuchen auf ihrem Teller und grummelte vor sich hin - „Immer diese ollen, schrumpeligen Rosinen.“
Eine der anderen Schwestern konterte sofort: „Ich glaube ja, der Herr mag schrumpelige Rosinen.“ „Wie kommst du denn jetzt darauf,“ fragte die dritte in der Runde.
„Nun,“ - entwich es der Gefragten - „was glaubst du denn wohl, warum er uns immer noch hier unten- und von Tag zu Tag mehr Runzeln bekommen lässt?“ Es dauerte nur einen kleinen Augenblick und alle drei Schwestern mussten schallend laut miteinander lachen. Ich im Übrigen auch, denn es ließ sich wahrlich nicht überhören. Um uns herum hingegen waren mir persönlich und mit einem Schlag zu viele kritisch dreinschauende Gesichter und zu viel Kopfschütteln.
Ist dies denn nicht eine herrliche Szene und Erkenntnis?
Sich selbst nicht so wichtig zu nehmen, sich nicht in den Vordergrund stellen, einfach Mensch sein dürfen, dem fremdbestimmten Konformismus einer Rolle nicht entsprechen zu müssen.
Auch das ist eines der Geschenke, entsprungen aus einem großen Glauben –
Freiheit; im Geiste und im Leben.
Nicht in das Korsett einer Rolle gepresst sein, welches eher einem kleingeistigen Anspruch von außen entspringt. Etwas ganz Wundervolles.
Schon meine Großmutter schien diese Probleme zu kennen, denn von ihr ist mir ein Spruch im Kopf hängen geblieben, der mir in vielen Debatten der letzten Monate immer wieder in den Sinn kam:
"Klein-Geistigkeit produziert immer wieder neue Klein-Geistlichkeit."
Also, traut euch beim Backen des nächsten Apfelkuchens ruhig, ein paar Rosinen hinzuzugeben, denn ihr wisst ja:
„Der Herr scheint schrumpelige Rosinen zu mögen.“
Photo © Sascha Nikolas Berger
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