Wir sind getrieben von Zielen, von Ergebnissen und Zeit.
Alles bekommt ein Datum, dieses oder jenes muss zu einem festen Zeitpunkt fertig sein.
Im geschäftlichen aber auch zunehmend im privaten Bereich.
Der Kalender diktiert fast automatisch das Leben.
Alles um uns herum scheint zeitlich geregelt zu sein.
Gut, bei Bussen und Bahnen macht das Sinn, auch bei Schiffen und Flugzeugen.
So ein komplett „freier“ Fahrplan könnte für uns alle dann doch recht schwierig werden.
Die täglichen Nachrichten kommen auch immer zu einem festgelegten Zeitpunkt. Ja selbst das Spiel unserer Kirchenglocken hat einen "festen" Fahrplan. Unsere Gottesdienste haben regelmäßige Zeiten und festgelegte Abläufe, auch unser Kirchenjahr folgt einem geregelten Zeitplan. Unsere Priester folgen ebenfalls einem geregelten Ablauf in ihrem Tagesverlauf - für gewöhnlich folgen sie den Zeiten in ihrem Stundenbuch.
Feste Zeitfenster sind ja auch durchaus sinnvoll.
Denn dies alles bildet Struktur.
Struktur ist nützlich, sie bietet Orientierung und Halt.
Sie bietet uns die Chance, uns zu festen Zeiten mit anderen zu verbinden;
sie bildet Fixpunkte, an denen wir uns orientieren können.
Aber manchmal will es im eigenen Leben nicht immer so ganz harmonisch mit dem eigenen Zeitstrahl und den von anderen geplanten Zeiten gelingen. Dann kann Struktur auch schon einmal stressig werden, dann nämlich, wenn ich gefühlt der "geplanten Zeit" hinterherlaufe.
Daher braucht es ab und an auch eine Auszeit von all dieser Struktur.
Besonders unsere Seele braucht einen Ausbruch aus all dem „Geplant sein“ – sie mag es sehr, das ein oder andere Mal einfach frei über die Dinge zu schauen und in die Weite blicken zu können. Dann will sie ausbrechen aus all dem „Gehetzt sein, dem Fremdbestimmt sein" durch feste Zeitpunkte und fixe Zeitrahmen. Sie sucht sich Momente zum Innehalten, Momente um uns ein wenig einzubremsen.
Manchmal bekommen wir solche Momente auch einfach geschenkt, quasi auf unseren Weg gelegt.
In etwa so, wie auf dem angefügten Bild. Wir waren als Gruppe von Freunden wandern. Irgendwo bei Bacharach. Auf ungefähr der Hälfte des Weges fanden wir den für uns perfekten Pausenplatz. Ein Stück Felsenplateau an einer Tal-Wand. Beim Umsehen fiel uns auf einmal dieser Stuhl mitten auf diesem Plateau auf. Keine Ahnung wie der dahin gekommen ist. Er war einfach da und lud jeden ein, auf ihm Platz zu nehmen und in die Tiefe zu blicken. Den Blick über die Baumwipfel schweifen zu lassen, den Wolken am Himmel nachzuschauen. Die Gedanken schweifen zu lassen, einfach einen Moment Luft zu holen, Inne zu halten. Ein sehr wertvoller Moment, mit ganz vielen und sehr individuellen Gedanken.
Wir können uns solche Momente übrigens auch ganz einfach selber gönnen.
Stellen wir uns in unserem hektischen Alltag doch einfach ab und an mal einen Stuhl auf unseren Weg, nehmen darauf Platz, spüren uns und unserer Umgebung nach. Halten Inne und holen Luft. Vielleicht schaffen wir es dabei ja auch noch, unsere Gedanken laufen zu lassen.
Gut, wir können jetzt natürlich nicht alle so einfach mit einem Stuhl durch das Leben laufen. Ich gebe zu, es sähe ein wenig seltsam aus. Allerdings kann dieser Stuhl ja auch sinnbildlich einfach für ein Gebet stehen.
Anhalten Nachspüren Dankbar sein Angebote machen Geben und Nehmen Beziehung erfahren Luft holen – Atmen
Ein Gebet als das Atmen der Seele.
Ein sehr schönes Bild - finde ich.
Ach, wenn unser eigener Glaube nur viel größer wäre...
Foto ©Dr. Karin Momma
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